Ein Wochenende voller Glücksmomente

Samstagmorgen, 6 Uhr: Der Wecker klingelt und es ist viel zu früh, um aufzustehen, doch es gibt einen guten Grund und so quäle ich mich aus dem Bett, hüpfe unter die Dusche und mache mich schnell fertig. Eine Stunde später stehen meine Eltern vor der Tür. Ich schnappe meine gepackte Handtasche und wir verlassen das Haus. Das Taxi wartet schon darauf, uns zum Flughafen zu fahren. Kurze Zeit später treffen wir dort ein. Ich bin voll freudiger Erwartungen. Das letzte Mal flog ich vor über 6 Jahren (mit der 13. Klasse nach Barcelona auf Studienfahrt). Seitdem habe ich leider kein Flugzeug mehr von innen gesehen. Wir scannen unsere Tickets und gehen weiter Richtung Sicherheitskontrolle. Uii, wie aufregend! Jacke aus, Tasche in die Box, Flüssigkeitenbeutel vorgezeigt, dann geht es durch die Sicherheitsscanner. Bei mir piept nichts. Nun haben wir noch ein wenig Zeit, bis der Flieger startet. Am Gate trinken wir also erst einmal einen Cafe und frühstücken in Ruhe. Es ist inzwischen ca. 8:00 Uhr. Das Boarding beginnt und wir steigen in den Flieger. Ich darf am Fenster sitzen. Uii, wie aufregend! Während ich da so sitze und das Flugzeug in Richtung Startbahn rollt, frage ich mich, ob ich eigentlich im Laufe der Zeit eine Art Flugangst entwickelt haben könnte. Ich bekomme ein wenig Bauchkribbeln, das geht aber genau so schnell wieder weg, wie es gekommen ist. Der Flieger beschleunigt und hebt ab. Komisches und tolles Gefühl zugleich! Eine kurze Zeit kann man noch das sonnige Hamburg von oben betrachten, dann geht es durch die Wolken hindurch noch höher in die Luft. Dichte Wolkendecken (oder besser -böden) wechseln sich mit einer klaren Sicht auf die Erde ab. Je weiter wir gen Süden fliegen, desto öfter sieht man Schnee auf den Bergspitzen liegen. Ja wo fliegen wir überhaupt hin, fragst du dich vielleicht.

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Es ist ein einstündiger Kurzflug nach Stuttgart. Dort treffen wir auf meinen Bruder, Onkel und Cousin. Sie sind ebenfalls mit dem Flugzeug angereist. Von Stuttgart aus geht es mit einem sehr geräumigen, gemieteten VW-Bus, der gerade mal knappe 150km auf dem Buckel hat, weiter in Richtung Schwarzwald. Anlässlich des 80. Geburtstages meines Opas finden wir uns dort alle zu einer kleinen Familienfeier ein. Meine Tante, Onkel und Cousinen sind schon vor Ort. Auch im Süden scheint die Sonne. Es liegt zwar immer mehr Schnee, aber der trübt meine gute Laune nicht. Das wird ein tolles Wochenende!

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Gegen 11 Uhr trudeln wir bei Oma und Opa ein. Nachdem wir uns alle schnell frisch gemacht haben, gehen wir zu Fuß zum Restaurant. Eine große gedeckte Tafel wartet schon auf uns. Ebenso ein 3-Gänge-Menü. Das wird ein Schmaus! Es wird gescherzt, gelacht, viele Fotos geknipst, gequatscht und natürlich auch gegessen und getrunken. Es ist schön, alle mal wieder zu sehen. Wegen der Entfernung sehen wir uns gewöhnlich maximal 2-3 Mal im Jahr.

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Nach dem wirklich leckeren Essen spazieren wir zurück zu Oma und Opa und dann weiter zu meiner Tante. Jap, es ist alles Wichtige zu Fuß zu erreichen. Es ist auch mal ganz schön, in einem kleinen Dorf zwischen den Bergen etwas Landluft zu schnuppern. Bei meiner Tante wird dann erst einmal ein wenig relaxt, vom vielen Essen erholt und mental auf Cafe und Kuchen vorbereitet. Es gibt leckeren Apfelkuchen, Käsekuchen und Donauwelle. Das Schlemmen geht in die zweite Runde.

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Zwischendurch wird fleißig auf der Couch gechillt, viel gelacht und Neuigkeiten ausgetauscht. Wir Cousinen und Cousins entdecken auf dem iPad die Photobooth-App und fangen an, die lustigsten verzerrten Quatschfotos zu schießen. Nach und nach „infizieren“ wir alle mit dieser spaßigen Aktion, bis jeder Geburtstags-Gast mindestens ein Foto von sich gemacht und sich über alle anderen schlapp gelacht hat.

Abends startet Runde drei des Essmaratons und es wird ein super leckeres italienisches Buffet vom Catering aufgebaut. Es gibt zig Kleinigkeiten. Fleisch, Fisch, Salate, Früchte und so weiter und so fort. Eigentlich sind wir alle schon lange pappsatt, aber das Essen sieht einfach zu gut aus, um es nicht zu probieren. So füllen sich abermals nach und nach die Teller. Inzwischen wird in Etappen gegessen. Wer Lust hat, nimmt sich etwas vom Buffet. Tilo versorgt alle mit Getränken, mischt Aperol Spritz an, schenkt den Wein aus und verteilt das Bier.

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Wir Cousinen und Cousins spielen am Tisch Karten. „Arschloch“ heißt das Spiel. Marco lernt mit seinen jungen 18 Jahren endlich mal, ordentlich Spielkarten zu mischen. Siehste wohl, man kann von den älteren Cousins und Cousinen doch noch etwas Brauchbares für das Leben lernen. Da der Tag schon so früh begonnen hat, ist es um 21 Uhr schon gefühlte halb 2 Uhr nachts. Oma und Opa verlassen die Party gegen 22 Uhr als erste. Gefolgt von meinen Eltern, die sich im Hotel ein Zimmer gebucht haben. Die restlichen Erwachsenen haben es sich auf den Sofas gemütlich gemacht. Meine Tante verschwindet irgendwann auch ins Bett, sodass nur noch meine 2 Onkel und wir „Kiddies“ übrig geblieben sind. „Letzte Runde!“ ertönt es von den beiden. Wir ignorieren das gekonnt. Heiko, der im Wohnzimmer schlafen wird, scheint nicht den Eindruck zu machen, dass er wirklich schon ins Bett will. Mit einem neu gefüllten Glas in der Hand ruft er uns scherzend ein weiteres Mal „Letzte Runde!“ zu. „Ja, ja!“. Wir teilen erneut die Karten aus. Es wird zu härteren Mitteln gegriffen. Tilo schaltet einfach das Licht aus. Wozu haben wir Handys!? Heiko versucht das Beste aus der Situation zu machen und fängt an, übelste Ballermannmusik zu spielen. Aus Ballermann wird gechillte Popmusik. Mensch das ist ja eine Stimmung hier..!

Wann haben wir eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? Das ist ja schon mindestens zwei Stunden her! Ich schnappe mir aus dem Kühlschrank die Schinken-Platte und Rebecca organisiert das Baguette. So ein kleiner Mitternachtssnack ist doch was Tolles! Viele, viele Spielrunden vergehen, bis aus der Elternecke der Ü18-Abend eingeläutet wird. „Letzte Runde!“, erwidern wir und zögern das Ende des Spiels immer weiter hinaus. Unzählige letzte Runden später müssen meine zwei kleinen Cousinen dann aber wirklich langsam ins Bett. Es ist schon nach Mitternacht. Nun geht es zu dritt weiter. Mein Bruder, Cousin und ich sind noch voll in Fahrt. Gegen halb 3 werden wir aus dem Wohnzimmer geschmissen und ins Bett geschickt. Marco macht noch eine kleine Nachtwanderung zu Oma und Opa rüber und mein Bruder und ich verziehen uns auch in unsere Betten. Von wegen Nachtruhe…! Heiko und Tilo quatschen noch eine ganze Weile, bis endlich Ruhe einkehrt.

Sonntag gegen halb 10 bin ich wieder wach. Nachdem ich ganz früh schon einmal kurz wach war, hatte ich beschlossen, mich noch einmal umzudrehen. Nun sind aber schon einige auf den Beinen und es wird Zeit, aufzustehen. Wir machen natürlich gleich da weiter, wo wir am Vortag aufgehört haben. Der Frühstückstisch wird gedeckt und gemeinsam essen wir, obwohl das Hungergefühl schon seit gestern nicht mehr aufgetaucht war. Zum Mittag hat Oma leckeres Gulasch gekocht, wozu es Spätzle gibt. Yummy! Wie soll man da nur widerstehen!? Kaum ist das Mittagessen vom Tisch, werden die Kuchen wieder aufgedeckt. Zum Glück sind die Stücke alle so schmal, dass man mehr als eine Sorte schafft. Wir schlemmen was das Zeug hält. Zwischendurch wird natürlich immer wieder auf der Couch von den Strapazen des Wochenendes erholt und viel gequatscht. Gemeinsam verhelfen wir meiner Tante auf ihrem neuen Handy noch zu WhatsApp, damit sie endlich auch mit von der Partie ist. Unsere neu gegründete Familien-Gruppe findet seither bei allen großen Anklang. Wenn man so weit auseinander wohnt, ist das eine tolle Möglichkeit, sich über Neuigkeiten zu informieren.

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Abends fahren wir Nordlichter dann mit dem gemieteten VW-Bus wieder zurück nach Stuttgart. Dort trennen sich dann auch wieder unsere Wege. Mein Onkel, Cousin und Bruder fliegen zuerst ab, unser Flieger geht eine halbe Stunde später. Diesmal fliegen wir im Dunklen über Deutschland. Die Städte sehen aus, wie Nervensysteme mit ihren pulsierenden Nervenbahnen. Die Lichter ergeben ein wunderbares Schauspiel. So langsam übermannt uns allerdings die Müdigkeit. Meine Beine kribbeln die ganze Zeit und schlafen halb ein. Gegen halb 11 bin ich wieder zu Hause und falle müde aber glücklich über dieses schöne Wochenende ins Bettchen. So etwas müsste man viel öfter machen!

Nach Ewigkeiten mal wieder in einem Flugzeug zu fliegen und auf die Erde hinunter schauen zu können war ein absolutes Highlight und auch während des ganzen Familienwochenendes war ich immer mit Glücksgefühlen gefüllt. Es waren die kleinen Dinge, wie ein super zufriedenes Lächeln meines Opas, Quatschfotos mit meinem Bruder, Cousinen und Cousin und der Fakt, dass wir es alle geschafft hatten, zu kommen. Davon werde ich noch eine ganze Weile zehren.

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