Ein Abend mit Naturally 7

Im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals lud mich meine Mama zu einem Konzert in Neumünster ein. Zusammen mit einer Freundin und meiner Tante gingen wir vier Weiber Samstag abends also gut gelaunt in die Stadthalle. 4. Reihe und dann auch noch im Orchestergraben.. das schien uns erst einmal ganz schön nah an der Bühne. Was wir anfangs für etwas zu nah gehalten hatten, stellte sich im Laufe des Abends für goldrichtig heraus.

Wir sahen die Acapella Show von Naturally 7 – einer 7-köpfigen (ach…!?) US-amerikanischen Gruppe. Es erwartete uns aber nicht nur reiner Gesang, sondern auch jede Menge Beatboxing, Instumentimitationen und verschiedenste andere musikalische Virtuositäten, gänzlich mit dem eigenen Körper als Klangmittel erzeugt. Wahnsinn, was damit alles möglich ist! Naturally7 performten diverse Songs unterschiedlichster Genres und Jahrzehnte, sowie eigene Songs und verpackten diese in ihrer ganz eigenen Art mit Charme, Witz und kleinen Choreografien.

Ob lustige Songs, ruhige oder schnelle, es wurde nicht langweilig. Durch witzige und unerwartete Wechsel sowohl musikalisch, als auch choreografisch war es durchgehend unterhaltsam und spannend zuzuschauen. Gut, dass wir so nah dran saßen – man konnte alles gut erkennen und vor allem sehen, wer wann welche Geräusche erzeugte.

Beeindruckende Sounds, geniale Schlagzeug- und E-Gitarren-Sounds und ein wummernder Bass füllten die Halle. Hops, der Bass, ist der Oberhammer! Er ist zwar der schlacksigste und schmächtigste von allen, aber umso erstaunlicher war es zu hören, was aus ihm für eine tiefe Stimme herauskommt. I guess he was born ready. Mein Mund stand glaube ich mehrere Male vor Begeisterung und teilweise völligem Unverständnis wie das alles möglich ist, weit offen. Mit Hilfe einer Loopstation wurden zusätzlich ab und an nette Effekte erzeugt.

„Wir waren glaube ich noch nicht hier!“, bemerkte einer der Gruppe irgendwann ganz neutral und ich dachte mir nur: „Jaaaa, kein Wunder! Das hier ist Neumünster, nicht Hamburg oder Berlin.“  Dann loopte er uns einen ganz speziellen „Neumünster“-Remix zusammen und sorgte damit für tosenden Applaus und einige Lacher. Dass Naturally 7 dies vermutlich in jeder Stadt machen, konnte man ja für einen Moment ausblenden. Die Idee war super witzig und der Gag auf jeden Fall gelungen.

Gen Ende des abends legten alle sieben ihre Mikrophone beiseite und sangen ganz ohne technische Verstärkung vorne am Bühnenrand. Was für ein magischer Moment. Mir kamen fast die Tränen vor Rührung, weil die Atmosphäre so einzigartig und belebt war.

Trotz des eher zurückhaltenden Stadthallen-Flairs war das (doch eher etwas ältere) Publikum völlig aus dem Häuschen. Standing Ovations und euphorisches Fußgetrappel, als wäre gerade der letzte Song des abends gespielt worden und nach einer Zugabe verlangt, kamen tatsächlich mehrmals zwischendrin vor.

Die Zugabe war der Knüller! Naturally 7 brachten das gesamte Publikum (ich nehme das jedenfalls an – habe mich nicht umgedreht um es zu kontrollieren) zum Tanzen. Endlich die Erlaubnis, vom Sitz aufzuspringen und mitzuhüpfen. Danke! Ich wäre schon viel früher aufgesprungen, wenn ich hinter mir kein altes Ehepar sitzen gehabt hätte, das ich dadurch nicht gestört hätte. Wir mussten/durften also beim finalen Song verschiedene Tanzmoves nachtanzen und kamen dadurch ganz schön in Bewegung – fand ich spitze! Das hätte ich den ganzen Abend machen können!

Hinterher kündigten die sieben an, noch ins Foyer zu kommen und Autogramme zu geben. „We want to meet everybody!“ Leider hatten wohl um die 90% des Publikums dies nicht verstanden (weil es englisch war) und so fanden sich hinterher nur um die 30 Leute im Foyer ein, um CD’s und DVD’s zu kaufen und diese gleich signieren zu lassen. Mama kaufte uns eine DVD und dann wurden fleißig Händchen geschüttelt und Komplimente ausgesprochen. Hops klang WIRKLICH wie Arnold Schwarzenegger. Soo genial!

Beflügelt ging es nach Hause, wo wir direkt die Musik in der Küche laut anmachten, um sie meinen daheim gebliebenen Cousinen und meinem Papa vorzuspielen und verwandelten sogleich die Küche in eine kleine euphorische Dance-Party. Danach wurde auch noch die DVD in den Laptop eingeworfen – es ist einfach tausend mal besser, zu SEHEN, was Naturally 7 da tolles machen, als es nur zu hören, denn da merkt man erst, was für ein Talent sie haben.

Thank you for this heart-filling evening! It was a pleasure!

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