Es ist nun schon über 2 Monate her, dennoch möchte ich nachträglich noch meine Eindrücke der Ranglistenturniere und des Deutschlandpokals zusammenfassen. Was war gut? Was hätte besser sein können?
Fangen wir mal mit etwas Positivem an: Das Niveau aller teilnehmenden Tänzer/innen war echt wahnsinnig hoch. Es war niemand dabei, der lieber hätte zu Hause bleiben und noch mehr üben sollen. Und es waren nicht nur wirklich gute Leute da, sondern auch noch ziemlich viele davon. Die Teilnehmerzahlen in allen Kategorien waren im Gegensatz zum Vorjahr gestiegen. Dies brachte zwar auch einiges an mehr Zeitaufwand für die jeweiligen Turniere mit sich, brachte aber viel Leben in die Turnhallen und zeigte, dass Deutschland einiges zu bieten hat. Es war wirklich keine leichte Aufgabe für die Wertungsrichter, die sehr guten von den guten zu trennen. Wo wir gerade bei den Wertungsrichtern sind: Nicht nur die Leistung der Tänzer muss geachtet werden, sondern auch die der Wertungsrichter, die ihren Job wirklich gut machten. Beinahe pausenlos saßen sie 2 Tage hintereinander stundenlang an ihren Tischen an der Tanzfläche und schauten sich unzählige von Solos, Duos und Small Groups an. Danke für euer Durchhaltevermögen und eure Aufmerksamkeit.
Musikalisch wurde ich in diesem Jahr nicht geflasht, muss ich leider sagen. Neben allgemeinem (Klavier)geplänkel liefen einige Chart-Lieder rauf und runter. Klassiker wie der „Frozen“-Soundtrack „Let It Go“ und „Say Something“ von A Great Big World & Christina Aguilera liefen fast in Dauerschleife. Spätestens nach dem 2. Turnier konnten alle lauthals mitsingen und spätestens nach dem 3. Turnier konnte keiner mehr „Say Something“ hören. Versteh mich nicht falsch – das Lied ist eigentlich ganz toll – doch wenn man es zu oft hört, dann verfliegt irgendwie der Charme.
Was mich zudem musikalisch gestört hat, war die viele – ich nenne es mal – Krachmusik. Gerade bei den Kindern und Jugendlichen wurde oft „Musik“ gewählt, die wahrlich in den Ohren weh tat. Da frage ich mich, wie man als Choreograf und Eltern einem kleinen Mädchen so etwas für monatelanges Training zumuten kann.
Die von uns LNE-Tänzerinnen (und Trainer Marc) gewählten Lieder hoben sich wie auch im letzten Jahr von den anderen ab und unterschieden sich auch untereinander sehr, was ich als sehr angenehm empfand.
Die Organisation der Turniere war strukturierter als im Jahr zuvor und insgesamt gut. Das eben schon erwähnte Durchackern der Wertungsrichter, um lange Pausen und einen noch längeren Tag zu vermeiden war eine enorme Leistung.
Dass man auf einem der Ranglistenturniere in der Halle nicht essen und trinken durfte, war eine Zumutung. Bei einer Veranstaltung wie diesen kann man den Tänzern/Tänzerinnen nicht verbieten, in der Halle zu trinken. Man kann und will nicht ständig raus rennen und muss einfach ausreichend trinken, um nicht zu dehydrieren. Vielleicht muss man sich dann als Veranstalter eine Halle suchen, in der zumindest das Trinken von Wasser (es muss ja keine klebrige Cola oder Apfelsaft sein) erlaubt ist.
In der Halle in Mannheim wiederum herrschten Kühlschranktemperaturen, sodass jegliches Warm-Up nichts brachte, da man nach 10 Sekunden wieder durchgefroren war. Für ein Turnier, bei dem Höchstleistungen gebracht werden müssen und der Körper voll auf Betriebstemperatur kommen muss, birgt eine eiskalte Halle ein großes Verletzungsrisiko.
Wie oben schon erwähnt, waren manche Musiken echt kein Ohrenschmaus. Dafür können die Veranstalter natürlich nichts. Wofür sie jedoch etwas konnten ist die Musiklautstärke und die war manchmal auch haarscharf über die Schmerzgrenze hinaus.
Warum man die Stellproben einfach eine Stunde vorzog, obwohl noch nicht alle Tänzerinnen anwesend waren, bleibt ein Rätsel. Es sorgte bei uns für eine Menge Stress auf der Fahrt zur Halle und raubte uns die eingeplante Zeit zum gemütlich ankommen, fertig machen und aufs Turnier vorbereiten.
Wir Hamburger hatten dieses Jahr Glück mit den Turnierorten und waren froh, dass wir nicht bis nach Saarlouis ans andere Ende Deutschlands reisen mussten. Die Turniere fanden in Frankfurt, Mannheim, Drensteinfurt und Wuppertal statt. Es war zwar alles nicht direkt um die Ecke, aber gut zu erreichein.
Auch die Termine lagen recht günstig. Da sie dicht beieinander lagen, war die Saison schön kompakt und es lag nicht zu viel Zeit zwischen den einzelnen Turnieren.
Über die Foto und Filmaufnahmen habe ich wohl am meisten loszuwerden. Positiv war, dass das Filmen der eigenen Choreografien erlaubt wurde. Warum sollte man auch nicht seine eigenen Tänzer filmen dürfen? Gut sichtbar in der Mitte zu stehen, um der Turnierleitung kenntlich zu machen, wer filmen darf und wer nicht, ist eine gute Lösung.
Gestört hat mich jedoch auch in diesem Jahr, dass nach einem der Turniere Fotos von allen Tänzer/innen von einem Fotografen im Internet veröffentlicht und zum Kauf angeboten wurden, ohne dass man vorher um Erlaubnis gefragt wurde. Keine der Tänzerinnen wird irgendwo namentlich erwähnt. Das empfinde ich als unverschämt. Wenn jemand ohne meine Zustimmung Fotos von mir gemacht hat und diese dann irgendwo veröffentlichen und verkaufen möchte, sollte er 1. fragen und 2. mir die Fotos vorher zeigen. Man bekommt seine Fotos vorher nicht zu sehen und bekommt sie auch nicht zur freien Verfügung gestellt. Das wäre doch das mindeste, wenn der Fotograf damit noch Geld machen will…!? Klar, ich soll die im Nachhinein kaufen. Ich habe daran vermutlich auch am meisten Interesse. Schließlich bin ich darauf abgebildet und sehe vielleicht auf dem einen oder anderen ganz ok aus, aber ich kaufe doch nicht meine eigenen Fotos, nachdem ich ungefragt fotografiert und ins Netz gestellt wurde!? Zudem empfinde ich die Preise, zu denen die Fotos angeboten werden, als unverhältnismäßig. Genauso, wie die Videos beim Deutschlandpokal 2013 in Düsseldorf, wo ein 2-Minuten-Durchgang aus einer fixen Perspektive (also mit einem Stativ gefilmt) mal eben beim Solo 10 Euro kostete, beim Duo 15 € und bei der Smallgroup 20 €. Fragt mich nicht, warum es wertvoller ist, mehrere Tänzer/innen aufgenommen zu haben…! Einzig positiv ist zu vermerken, dass sich dieses Geschäftsmodell scheinbar nicht bewährt hat, denn 2014 wurden keine Videos gemacht und zum Kauf angeboten. Das reicht jetzt aber zu dem ganzen Foto-Kram. Darüber kann ich mich halt einfach aufregen. Zu recht? Wie siehst du das?
Insgesamt waren die Ranglistenturniere und der Deutschlandpokal wie auch im Jahr zuvor zwar mit anstrengenden Wochenenden verbunden, die ganz schön an den Nerven und Kräften zehrten, jedoch gingen sie immer ohne großartige Komplikationen von statten, brachten neue Kontakte und Freundschaften mit sich und der Spaßfaktor ist natürlich auch nicht zu vergessen. Sonst würden wir uns den ganzen Stress ja gar nicht erst antun.
Mal sehen, was sich in diesem Jahr so ergibt. Vielleicht ändert sich das eine oder andere. Vielleicht tanzen alle zu Sias „Chandelier“ und den Hunger Games Soundtrack „The Hanging Tree“. Das ist jedenfalls meine Prognose.