„Thigh Gap“. Nicht noch so ein hirnrissiges Schönheitsideal!

Vor Kurzem hörte ich zum ersten Mal von der sogenannten „thigh gap“ und mein erster Gedanke dazu war: „Bitte was soll das sein!?“. Es wurde in einem Fernsehbericht als neuer Schönheitstrend deklariert und mir standen vor Entsetzen die Haare zu Berge. Nicht noch so ein hirnrissiges Schönheitsideal! Aber mal von vorne angefangen:

Was ist eine „thigh gap“?
Die „thigh gap“ (auf deutsch „Oberschenkellücke“ – was für ein dämliches Wort!), beschreibt den Abstand zwischen den beiden Oberschenkeln. Als Schönheitsideal wird eine im normalen Stand (Füße aneinander) möglichst große Lücke zwischen diesen angestrebt.

Und hier kommt nun der Grund, warum ich mich so darüber aufrege, dass man auch nur einen Gedanken an seine Oberschenkellücke verschwendet oder anstrebt, diese zu vergrößern:

Es ist okay, am Bauch abnehmen zu wollen, wenn man kleine oder große Speckröllchen hat und es ist okay, wenn man unzufrieden mit seinen etwas stämmigeren Oberschenkeln ist und deswegen Sport treibt, aber es ist nicht okay, etwas an seinem Körper durch Diäten und Hungern ändern zu wollen, was dadurch nicht großartig zu ändern ist.

Diese sogenannte „thigh gap“ ist anatomisch bedingt da oder eben nicht. Egal, bei welchem Körpergewicht! Selbst der schlankeste Mensch muss nicht unbedingt eine „thigh gap“ haben. Sie ist abhängig von der Anatomie des Körpers, vom Knochenbau. Diesen kann man nicht beeinflussen! Bei manchen ist das Becken eben breiter (und somit auch die „thigh gap“), bei manchen schmaler. Who cares!? Über die Breite eures Beckens könnt ihr euch Gedanken machen, wenn ihr Kinder kriegen wollt.

Ich habe einfach kein Verständnis dafür, wie man aus so etwas eine Sache machen kann. Bald vermessen wir noch den Umfang unseres großen Zehes und versuchen ernsthaft, an ihm abzunehmen.

Ist das hier in Deutschland wirklich aktuell? Ich hatte vorher noch nie von dem Begriff gehört, aber es ließ mich einfach nicht los, auf was für irre Gedanken gerade junge Mädchen im Teenageralter gebracht werden. In dem Alter, in dem sie eh unsicher sind, was ihren Körper angeht und in dem Alter, in dem ihr Umfeld, wie Medien und Mitschüler/innen einen großen Einfluss auf ihre Selbstwahrnehmung haben.

Bin ich froh, dass ich kein Teenager mehr bin. Bin ich froh, dass ich selbstbewusst genug bin, um mir nicht von anderen Leuten solche Flausen in den Kopf setzen zu lasssen. Habe ich eine „thigh gap“? Nein. Bin ich traurig deswegen? Nein! Ich habe einen trainierten, gesunden, recht gut proportionierten Körper, mit dem ich grundlegend zufrieden bin. Klar hat jeder das eine oder andere an sich auszusetzen und das ist auch okay. Gerade als Tänzer/Sportler ist man 24/7 mit seinem Körper konfrontiert, dennoch gibt es Schönheitsideale, die eben nicht schön sind und schon gar nicht ideal! Sie sind hirnrissig und das musste ich hier mal loswerden.

Ihr lieben Mädchen und Frauen da draußen, ihr seid schön. Schönheit kann man nicht mit einem Zentimetermaß messen. Lasst euch nicht von allem Unsinn anstecken, der in den Medien verbreitet wird und vor allem: Hungert nicht, um etwas anzustreben, was ihr nur erreichen könnt, wenn ihr gefährliches Untergewicht erlangt habt – und selbst starke Abmagerung ist keine Garantie für eine „thigh gap“. Gesundheit lässt einen Körper viel besser aussehen, als Essstörungen und Magersucht – und in genau diese kann euch dieses Streben nach wenigen Zentimetern treiben.

Nun löscht diesen Begriff schnell wieder aus eurem Wortschatz, treibt Sport, ernährt euch ausgewogen, macht euch keine unnötigen Probleme und genießt das Leben – mit oder ohne Oberschenkellücke.