CUXHAVEN. Draußen am Himmel bildeten Wolken und Sonne ein spektakuläres Naturschauspiel. Dieses besondere Licht, das schon ein wenig Herbst in sich trug, fiel durch die geschwungenen großen Fenster des Hanseatensaales der Hapag-Hallen und bildete Lichtteppiche auf dem alten Parkett.
Tänzerinnen vom Tanzorchester Suse Tietjen aus Hamburg bewegten sich durch diese stimmungsvolle Szenerie. Zwischen ihnen schlenderten die Zuschauer durch den Saal. Sie verweilten einen Augenblick vor den jungen Frauen, schauten sich die Bilder an, die der Initiator des Abends, der Cuxhavener Künstler Klaus Ebeling gemalt hatte, und nahmen nach und nach auf ihren Stühlen Platz.
Nach einer ganzen Weile betrat die junge Autorin Rabea Edel den Raum: Barfuß, mit ihrem Manuskript in der Hand, nahm sie zwischen einigen Tänzerinnen ihren Platz ein und begann zu lesen. Es waren Zeilen aus ihrem 2006 erschienenen Debütroman „Das Wasser, in dem wir schlafen“. Die in Cuxhaven aufgewachsene Autorin präsentierte „ein Konzentrat“ aus dem Roman, das seine Wirkung beim Publikum nicht verfehlte.
„Meere“ hatte Klaus Ebeling diesen besonderen Abend überschrieben. Die Genres Tanz, Literatur und Malerei bildeten dabei ganz eigene „Meere“, die im Laufe des anregenden Abends immer einmal wieder miteinander verschmolzen.
Den zweiten Teil des Abends bildete die Choreografie „Stimmen der Wasser“, die die junge Choreografin Suse Tietjen fünf Monate lang mit ihren Tänzerinnen einstudiert hatte. Einige von ihnen befinden sich noch in der Ausbildung an der Erika Klütz Schule für Theatertanz und Tanzpädagogik, andere haben diese bereits abgeschlossen.
Den Hanseatensaal verwandelten die jungen Frauen in ein lebendiges Meer. Als zarte Wasserfeen wirbelten sie über den Tanzboden und erzählten eine Geschichte, die aus der keltischen Mythologie stammt. Dafür fanden sie eindringliche Bilder, die zu der Musik von John Cage, Hildur Gudnadottir, Four Tet, Nils Frahm und Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurden.
Das Element Wasser hat es Suse Tietjen wahrlich angetan. „Als Kind wäre ich gern selbst ein Fisch gewesen. Sobald ich ins Wasser springe, bin ich lebendig. Tanz ist dem so nahe, dem schwerelosen Sein im Wasser. Dieses Spiel der Wasserwirbel, von Ebbe und Flut, das begeistert mich“, so die Choreografin.
Jens Potschka
Cuxhavener Nachrichten vom 3. September 2013
http://www.cn-online.de/lokales/news/mystische-momente-im-meer.html